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Sunray das Geheimnis der Sternstadt Kapitel 08

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Kapitel 8

Ob es nun Zufall oder ein Wink des Schicksals war, es fügte sich, dass der Wind den Ballon in dem Sunray und Serenity saßen, sie in die richtige Richtung, nach Südwesten trug.
Sunray wusste tatsächlich, wie der Ballon zu steuern war.
Die meisten Ballone werden lediglich vom Wind getragen, alles was man selbst tun kann ist, ihn auf und absteigen zu lassen. Doch dieser Ballon war ein Sportballon. Sein Dach war nicht blasenförmig, sondern war in eine Richtung leicht Oval, spitz zulaufend, wie bei einem Zeppelin und besaß zwei halbrunde Flügel an seinem Dach, die durch Schnüre mit dem Korb befestigt waren. Dadurch konnte man den Ballon mehr oder weniger lenken.
Doch was so einfach aussah erwies sich für Serenity, die es selbst einmal probieren wollte, als größere Herausforderung, als sie erwartet hatte. Der Wind der unter die Flügel fuhr glich plötzlich einem holprigen Boden, sie schaffte es nicht die Schnüre so stramm zu halten, wie Sunray es tat und er schien dabei noch nicht einmal Probleme zu haben.
„Wo hast du gelernt so einen Ballon zu fliegen?“, fragte Serenity erstaunt, als sie sich gegen die Seitenwand des Korbes lehnte.
„Von meinem Onkel“, antwortete Sunray, den Blick stets geradeaus gerichtet. „Er hat mich einmal mitgenommen. Das war das erste Mal, dass ich über den Wolken war. Damals hab ich auch mein Cutiemark bekommen.“
Er dachte an damals zurück. Es war jetzt schon so lange her und trotzdem erinnerte er sich noch so gut daran. Das erste Mal über den Wolken, in den Himmel eintauchen. Der Wind fuhr auffordernd durch das Gefieder seiner Flügel, als wolle er ihn hochheben, die Sonnenstrahlen waren wie Arme gewesen, an denen er sich hätte festhalten können.
Jetzt spürte Sunray es wieder, das Verlangen in ihm, einfach aus dem Korb zu springen und sich von den Strömen tragen zu lassen, der Sonne so nahe zu sein.  
Sein Onkel hatte den Ballon durch majestätische Gebirgsketten aus Wolken gelenkt, auf denen sich das Licht der Sonne ergossen hatte, mal violett besprenkelt oder gelb gestrichen, mal rosa und weiß bemalt, mal bauschig und voluminös, mal zart und verspielt.
Und dann hatte sein Onkel den Ballon höher steigen lassen, in eine Wolkenhöhle.
Sie waren durch eine Art Tunnel in der Wolke geflogen und noch während Sunray sich gefragt hatte, was nun passieren würde, strömte plötzlich goldenes Licht, wie Wasser an den Wänden des Tunnels hinunter. Und dann waren sie raus aus dem Tunnel und um sie her war ein Meer aus Wolken, ein Himmel aus Wolken, eine Welt aus Wolken. Alle beschienen und golden gefärbt von einer warmen, nahen  Sonne.
Sein Herz hatte vor Aufregung so laut in seiner Brust geschlagen, dass er die Worte seines Onkels nicht hatte hören können.
Dann war er in Ohnmacht gefallen.
Als Sunray dann wieder aufgewacht war, waren sie wieder am Boden. Weit weg von diesem wundervollen Ort und Sunray hatte das Gefühl, als ob noch ein Teil von ihm da oben wäre und ihn bat, wieder zu ihm zu kommen.
Aber das war unmöglich.
Dann hatte sein Onkel ihn darauf Aufmerksam gemacht, dass da etwas an seiner Flanke wäre. Und tatsächlich war da eine Sonne zu sehen.
Sunray hatte sich keine Gedanken gemacht, was sein Cutiemark denn wohl genau bedeuten mochte und auch heute noch war es ihm ein Rätsel.

Die Strafe des Grauen Hengstes war hart. Er hatte mit Leere und Nichts allmählich die Geduld verloren.
„Ihr seid nutzlos! Ich gebe euch Stärke und ihr versagt. Ich gebe euch Bosheit und ihr versagt. Ich gebe euch Macht und ihr versagt! Doch das war das letzte Mal, dass ihr mich enttäuscht habt! Ihr steht nicht länger in meinem Dienst.“
Und damit löste er die Ketten, mit denen die beiden Dämonischen Ponys an ihn gebunden waren. Für Leere und Nichts war das ein schwerer Schlag, denn nun hatten sie keine Pflicht mehr, keine Aufgabe, keinen Sinn in ihrem Leben. Und es gibt wohl kaum etwas,  das so hart ist, wie den Sinn des eigenen Lebens zu verlieren.
Das war Schlimmer für sie, als der Tod.
„Bitte!“, flehten sie. „Bitte gebt uns noch eine Chance!“
Doch der Graue Hengst ließ sich nicht erweichen. Er hatte nichts übrig für die beiden. Bettelnd umschlangen sie seine Hufe. Angewidert blickte er auf die beiden herab.
„Nun gut, ich gebe euch noch eine Chance“, sagte er. Die Dämonischen Ponys blickten auf. „Ich gebe euch noch eine Chance eure erbärmlichen Leben vor mir in Sicherheit zu bringen, ansonsten werde ich euch langsam und qualvoll jeden Funken Leben ausmerzen den ihr habt.“
Leere und Nichts blickten in die Augen des Grauen Hengstes. Dann standen sie langsam auf, wichen vor ihm zurück und dann flohen sie.  
„Aber, aber, mein Lieber“, sagte eine sanfte Stimme und der graue Hengst verbeugte sich.
„Lady Mysteria“, sagte er.
„Sag mir, wie wollen wir in den Besitz des Sterndiamanten gelangen, wenn niemand für uns auf die Jagd danach geht?“
Der Graue Hengst blickte in die Ferne.
„Es gibt noch mehr alte Mächte auf der Welt, als nur mich“, sagte er. „Sie werden den Geistschluckersumpf durchqueren müssen. Es ist noch niemand unbeschadet aus ihm heraus-gekommen.“

Die Grenzen von Equestria waren nicht mehr fern. Sie überflogen gerade die Badlands als Sunray ein gutes Stück voraus eine lose Kette von Bergen erkannte, die Equestria auf natürliche Weise von den fremden Ländern dahinter trennte. Bald würden sie die letzte Sicherheit einer Heimat hinter sich lassen und in nahezu unbekannte Gefilde vordringen.
Es gab nur Gerüchte über die Länder die so weit südlich von Equestria lagen. Gerüchte von der Art, die einen davon abhielten solche gefährlichen Gegenden zu betreten.
Sie flogen zwischen zwei Bergspitzen hindurch, überquerten die Grenze und es war, als wolle ihnen dieses Land mit allen Mitteln klar machen, dass das nicht mehr Equestria war.
Das Erste, was sie sahen war nämlich – absolut gar Nichts.
In Equestria wird das Wetter von den Pegasi unter Kontrolle gehalten. Wind, Wolken, Regen, Schnee, alles was das Wetter betrifft wird koordiniert und gelenkt.
Doch das Wetter in diesem Land war wild und ungezähmt und jetzt glitten Sunray und Serenity durch eine dichte Nebelwand. Vorne, Hinten, Links, Rechts, Oben, Unten. Alles war in schales Weiß getaucht.
Serenity entrollte die magische Karte, die jetzt nicht mehr Equestria anzeigte, sondern das Gebiet in dem sie waren Geistschluckersumpf nannte.
Es gab einige, nicht allzu schöne Geschichten über diesen Sumpf, der direkt an den Grenzen zu den Balands lag.
Nur wenige Ponys die ihn betreten hatten waren je wieder hinausgekommen und wenn doch, dann hatten sie wirres Zeug gemurmelt und waren gar nicht mehr ansprechbar gewesen. Schlimme Dinge mussten in diesen Sumpf lauern. Dinge die einem den Verstand austrieben.
Deswegen nannte man ihn, den Geischluckersumpf.
Serenity war schon froh, dass sie einfach darüber hinwegfliegen konnten, als Sunray ein kleinlautes: „Oh-oh, so ein Schlamassel“, von sich gab.
Vor ihnen ballte sich plötzlich ein gewaltiges Gebirge aus dunklen Wolken auf, auf das sie unaufhaltsam zutrieben. Und schon fing es an zu Regnen,  wie aus Strömen. Der Wind nahm zu und pfiff ihnen um die Ohren. Anstatt vom weißen Nebel, wurden sie nun von schwarzen Wolken umklammert. Blitze zuckten gefährlich nah an ihnen vorbei und ein mächtiger Donner ließ den Ballon erbeben.
„Wir sollten landen“, drängte Serenity.
„Ich kann nicht!“ Sunray hatte genug damit zu kämpfen den Ballon in der Höhe zu halten. Ihn jetzt noch zu lenken oder gar ordentlich zu landen war unmöglich. Sie wurden umher geschleudert als wären sie nur ein Spielzeug .Es war nur ein Ballon für Kurzstreckenrennen, eine solche Belastung würde er nicht aushalten.
„Sunray, du musst uns runter fliegen!“,  schrie Serenity.
„Ich kann so aber nicht lenken!“
„Nein, ich meine: Du musst uns runter fliegen“, sagte Serenity und sprang auf seinen Rücken.
„Was?!“
„Jetzt mach schon. Spring!“
In diesem Moment wurde der Ballon von einer Windbö erfasst, eine Leine riss durch, der Korb neigte sich in die Tiefe und Sunray und Serenity rutschten über die Kante.  
„Jetzt mach schon!“, brüllte Serenity in sein Ohr. „Flieg!“
„Ich versuch's ja!“ Doch Sunray's Flügel waren einfach zu kurz, Serenity zu schwer, die Geschwindigkeit mit der sie fielen zu hoch, dass Sunray fürchtete der Wind würde seine Flügel abreißen.
„Jetzt mach schon Sunray! Flieg!“
„Verdammt noch mal! Ich konnte noch nie fliegen!“
„Was?!“
Sunray schlug verzweifelt mit seinen Flügeln. Wenn er auch nicht fliegen konnte, konnte er vielleicht den Sturz etwas abmildern.
Sie stießen durch Schichten dicker Gewitterwolken und plötzlich konnte Sunray unter sich schemenhaft das Land erkennen.
Er steuerte auf eine einzelne dicke Wolke zu, riss beim vorbeistürzen ein großen Teil heraus und klemmte es sich unter den Bauch, wie es Pegasusfohlen bei ihren ersten Flugversuchen machten und schlug weiter mit den Flügeln.

Das Gute daran, dass sie in einen Sumpf stürzten war, dass die Wolke und der matschig weiche Boden sie auffingen wie ein matschig nasses Kissen. Das schlechte daran,  dass sie in einem Sumpf stürzten war, dass sie in einem Sumpf stürzten.
Mühselig schleppten sie sich durch das brackige Sumpfwasser zu einem Stück festen Boden auf dem sie sich fallen ließen.
„Geschafft“, japste Sunray.
Aber Serenity war nicht so positiv gestimmt.
„Dummkopf“, sagte sie zu ihm. Und da das noch nicht ausreichte um ihren Unmut über ihn zu beschreiben fügte sie hinzu: „Idiot! Trottel! Esel! Hast du eigentlich nur Stroh in der Birne?!“
Entgeistert setzte Sunray sich auf. „Was?“
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du nicht fliegen kannst?“
Beleidigt schlug Sunray mit seinen zu kurzen Flügeln. „Ist das nicht offensichtlich genug?“
„Du hättest es aber wenigstens mal erwähnen oder andeuten können.“
„Das ist nun wirklich nichts, was ich gerne rumerzähle.“
Serenity schlug sich vor die Stirn. „Na toll. Ich reise mit dem einzigen Pegasus in ganz Equestria der nicht fliegen kann!“
Da sprang Sunray auf und wütend funkelte er sie an. „Toll. Danke. Danke, dass du mich daran erinnerst!“ Er hatte genug. Er war wütend. Er stapfte davon und ließ Serenity zurück und sie fragte sich, ob sie sich die Tränen in seinen Augen nur eingebildet hatte.
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